Er sieht so aus , als wären beim Klonen die Gene von Gorbatschow und Rainer Calmund aus Versehen in ein Reagenzglas gerutscht .
Jura hatte er studiert , in den Sechzigern .
Jura hatte er studiert , in den Sechzigern .
Wenn man damals etwas werden wollte in diesem Bundesland musste man , - Überzeugung hin , Überzeugung her - , Sozi werden .
Wenn man dann als Verwaltungsjurist mit der Ochsentour durch die müden Behörden nicht mindestens Stadtdirektor oder Regierungspräsident wurde , war man eigentlich ein Versager Er fraß Bildung wie Burger in sich hinein , kompensatorische Pflicht für jeden engagierten inhaltslosen Juristen .
Er organisierte , knüpfte Kontakte , - wurde zum großen Kommunikator , der zusammenführen konnte , Netzwerke entwickelte , ohne je selbst etwas geleistet zu haben . Ein Meister des unverbindlichen gebildeten Smalltalks .
Ein Strippenzieher von Beruf .
Ein richtiger Politiker .
Mit Anfang 40 wurde er Kulturdezernent einer reichen westdeutschen Gemeinde .
Der Körperumfang wuchs mit den Ämtern .
Trinkfest und erdverwachsen , parteiübergreifend ., aber eigentlich auch irgendwie die fleischgewordene Große Koalition , d.h. Dick und Doof in einer Person .
Kultur ließ er sich etwas kosten .
Man kann aus einem Finanzloch ein Kunstwerk machen und umgekehrt .
Logisch war dann , dass man ihn kompetenter Weise , weil er den Kulturetat in den Abgrund gefahren hatte , in eine andere Stadt weglobte , natürlich als Finanzdezernent .
Eine Entscheidung , die der politischen Logik geschuldet ist , denn dort konnte er keine Löcher mehr schaffen .
Die waren schon da .
Wenn man selbst keine Ahnung hat , was bei Politikern mitunter vorkommen soll , dann delegiert man Kompetenz .
Aus eigener Inkompetenz entstehen die blühenden Landschaften der Unternehmensberater . Sie gaben sich die goldenen Klinken in die Hand .
Er war sozusagen ein politischer Finanzlochverwalter .
Der „rote“ Herr der „braunen“ Löcher .
Logisch , dass er ,der familiären Harmonie zuliebe , das finanzielle Lochsystem auf seinen Privatbereich übertrug .
Das politische Amt schützt vor Vollstreckung , das breitgefächerte Netzwerk vom Lionsclub bis Städtetag auch .
Selbst beim Idiotentest wurde er durchgewunken .
Seiner wachsenden Körperfülle diametral entgegengesetzt , schwang er sich elegant von Loch zu Loch ., von Empfang zu Empfang , - Kontakte und das Netzwerk pflegend .
Immer war er im Stress , obwohl nie richtig arbeitend .
Er war eben ein Politiker aus dem Bilderbuch , - wie ein fetter Hamster im Laufrad - .
Dann kommt die bittere Stunde .
Der Ruhestand .
Das Laufrad stoppt abrupt .
Der fette Hamster liegt am Boden .
Auf den Einladungslisten bleibt man je nach Schamgrenze noch ein bis zwei Jahre .
Plötzlich erhält man keine Einladungen mehr zum Hochschulbund u.a. Institutionen .
Das führt zu einer psychischen Krise , da der Bedeutungsverlust schmerzhaft wird .
Wenn Kommunikation und das gesellschaftliche Parkett der einzige Inhalt waren , bleibt eine große Leere .
Die Sekretärinnen werden dann bis zur Schmerzgrenze mit Anrufen bearbeitet .
„Wo bleibt meine Einladung , ihnen muss ein Irrtum unterlaufen sein oder sie müssen mich vergessen haben .“
Spätestens nach dem vierten Anruf schickt ihm fast jede entnervte Sekretärin eine Einladung Der ewige Kampf gegen den Absturz in die Bedeutungslosigkeit .
Er bleibt im Rennen .
Immer zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort .
Es gelingt ihm immer ins Bild zu kommen , seinen kahlen Pfirsich strahlend vor die Linse zu schieben , auch wenn er eigentlich deplatziert ist .
Er ist doch noch wichtig .
Man muss dann eben auch Lobbyist werden , das Netzwerk pflegen .
So reist er nun von Gemeinde zu Gemeinde ., - höflicherweise mag ihm keiner sein Ansinnen abschlagen , um für Großinvestoren Einkaufs- und Baumärkte zu platzieren , die baukulturellen Pralinen einer jeden Stadtentwicklung .
Früher saßen Heinrich Böll und Martin Walser auf seiner Couch , nun nutzt er sein vergilbtes entrötetes Parteibuch , um die Menschen mit Aldi und Hornbach zu beglücken ,
- zu seinem finanziellen Entzücken .
Dafür muss man sich eben bücken .
Die Moral geht dann an Krücken .
Er , der sich immer als gebildeter Sozialdemokrat dem Allgemeinwohl , der „res publica“ verpflichtet fühlt , ist aber weiter mit ein paar Prozent dabei und sein Kernsatz lautet immer :
„Wieviel bekomm ich“.
Und wenn er glücklich , da er wieder einen Baumarkt durchgesetzt hat , nach Hause
kommt , liest er seinen jungen , spät gezeugten , Töchtern Gedichte von Rilke vor .
Feierabend eines aufrechten Sozialdemokraten , der auch einmal mit Günter Grass zu Mittag gegessen hat .
Heller hatte losen Kontakt zu ihm gehalten , seit er ihn als Kulturdezernenten in der fernen Stadt , wo noch Anstand herrschte , bei der Abwicklung eines kommunalen Bauvorhabens kennengelernt hatte .
Als Teil der örtlichen Politmafia hatte ihm dieser Finanzdezernent , ein wenig schwankend zwischen moralischen Gewissen und politisch-gesellschaftlichen Opportunismus manchmal wichtige Kontakte vermittelt .
Nun hatte sich Heller mit ihm an einem sonnigen Tag im April in einem Cafe verabredet .
Er , der Fettleibige , kam zu Fuß aus der Richtung von Vennigs Büro , das um die Ecke lag , und brachte einen Schuhkarton gefüllt mit Zeitungsartikel mit .
Das tat er immer , wenn er auf das eigentliche Thema nicht zu sprechen kommen wollte ,
um mit Nebensächlichkeiten oder auch manchmal mit Schmeicheleien ablenken zu können .
Immer hatte er mit einer schon unangenehmen Penetranz Geld gewollt für einfachste Dienstleistungen und Gesprächsvermittlungen .
„Was bekomme ich dafür“
war sein Standardsatz gewesen .
Er wollte plötzlich nichts mehr .
Er war übergelaufen , obwohl er Hellers Geschichte kannte und selbst mit der „Braunbank“ schlechte Erfahrungen gemacht hatte .
War wohl nur ein bedauerlicher Einzelfall .
“Alles „Dumm-Tüch““ hatte seine fromme Frau gesagt und weiter :
„Du musst auch mal an die Familie denken“
Das war immer der Klassiker .
Heller kannte diese Sätze , wenn Mitwisser ihr Schweigen rechtfertigten .
„Ich habe Frau und zwei Kinder „
war ein weiterer Klassiker der schweigenden Mitwisser .
Die gute alte deutsche Tradition der Ignoranz soll man pflegen .
Nun klopfte dieser beleibte Sozialdemokrat in Erwartung opulenter Zahlungen , strahlend und jovial Heller mit dem Satz:
„Du nagst ja nicht am Hungertuch“
auf die Schulter und hatte eine kleinbürgerliche Rechtfertigungsstrategie gefunden , mit der er sein korruptes Gewissen beruhigen konnte .
Der Lebensweg nimmt eben manchmal unglückliche Wendungen .
Wäre er erst Finanzdezernent und dann später Kulturdezernent geworden , wäre die Kultur vielleicht nicht in den Ruhestand gegangen .
Ein Strippenzieher von Beruf .
Ein richtiger Politiker .
Mit Anfang 40 wurde er Kulturdezernent einer reichen westdeutschen Gemeinde .
Der Körperumfang wuchs mit den Ämtern .
Trinkfest und erdverwachsen , parteiübergreifend ., aber eigentlich auch irgendwie die fleischgewordene Große Koalition , d.h. Dick und Doof in einer Person .
Kultur ließ er sich etwas kosten .
Man kann aus einem Finanzloch ein Kunstwerk machen und umgekehrt .
Logisch war dann , dass man ihn kompetenter Weise , weil er den Kulturetat in den Abgrund gefahren hatte , in eine andere Stadt weglobte , natürlich als Finanzdezernent .
Eine Entscheidung , die der politischen Logik geschuldet ist , denn dort konnte er keine Löcher mehr schaffen .
Die waren schon da .
Wenn man selbst keine Ahnung hat , was bei Politikern mitunter vorkommen soll , dann delegiert man Kompetenz .
Aus eigener Inkompetenz entstehen die blühenden Landschaften der Unternehmensberater . Sie gaben sich die goldenen Klinken in die Hand .
Er war sozusagen ein politischer Finanzlochverwalter .
Der „rote“ Herr der „braunen“ Löcher .
Logisch , dass er ,der familiären Harmonie zuliebe , das finanzielle Lochsystem auf seinen Privatbereich übertrug .
Das politische Amt schützt vor Vollstreckung , das breitgefächerte Netzwerk vom Lionsclub bis Städtetag auch .
Selbst beim Idiotentest wurde er durchgewunken .
Seiner wachsenden Körperfülle diametral entgegengesetzt , schwang er sich elegant von Loch zu Loch ., von Empfang zu Empfang , - Kontakte und das Netzwerk pflegend .
Immer war er im Stress , obwohl nie richtig arbeitend .
Er war eben ein Politiker aus dem Bilderbuch , - wie ein fetter Hamster im Laufrad - .
Dann kommt die bittere Stunde .
Der Ruhestand .
Das Laufrad stoppt abrupt .
Der fette Hamster liegt am Boden .
Auf den Einladungslisten bleibt man je nach Schamgrenze noch ein bis zwei Jahre .
Plötzlich erhält man keine Einladungen mehr zum Hochschulbund u.a. Institutionen .
Das führt zu einer psychischen Krise , da der Bedeutungsverlust schmerzhaft wird .
Wenn Kommunikation und das gesellschaftliche Parkett der einzige Inhalt waren , bleibt eine große Leere .
Die Sekretärinnen werden dann bis zur Schmerzgrenze mit Anrufen bearbeitet .
„Wo bleibt meine Einladung , ihnen muss ein Irrtum unterlaufen sein oder sie müssen mich vergessen haben .“
Spätestens nach dem vierten Anruf schickt ihm fast jede entnervte Sekretärin eine Einladung Der ewige Kampf gegen den Absturz in die Bedeutungslosigkeit .
Er bleibt im Rennen .
Immer zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort .
Es gelingt ihm immer ins Bild zu kommen , seinen kahlen Pfirsich strahlend vor die Linse zu schieben , auch wenn er eigentlich deplatziert ist .
Er ist doch noch wichtig .
Man muss dann eben auch Lobbyist werden , das Netzwerk pflegen .
So reist er nun von Gemeinde zu Gemeinde ., - höflicherweise mag ihm keiner sein Ansinnen abschlagen , um für Großinvestoren Einkaufs- und Baumärkte zu platzieren , die baukulturellen Pralinen einer jeden Stadtentwicklung .
Früher saßen Heinrich Böll und Martin Walser auf seiner Couch , nun nutzt er sein vergilbtes entrötetes Parteibuch , um die Menschen mit Aldi und Hornbach zu beglücken ,
- zu seinem finanziellen Entzücken .
Dafür muss man sich eben bücken .
Die Moral geht dann an Krücken .
Er , der sich immer als gebildeter Sozialdemokrat dem Allgemeinwohl , der „res publica“ verpflichtet fühlt , ist aber weiter mit ein paar Prozent dabei und sein Kernsatz lautet immer :
„Wieviel bekomm ich“.
Und wenn er glücklich , da er wieder einen Baumarkt durchgesetzt hat , nach Hause
kommt , liest er seinen jungen , spät gezeugten , Töchtern Gedichte von Rilke vor .
Feierabend eines aufrechten Sozialdemokraten , der auch einmal mit Günter Grass zu Mittag gegessen hat .
Heller hatte losen Kontakt zu ihm gehalten , seit er ihn als Kulturdezernenten in der fernen Stadt , wo noch Anstand herrschte , bei der Abwicklung eines kommunalen Bauvorhabens kennengelernt hatte .
Als Teil der örtlichen Politmafia hatte ihm dieser Finanzdezernent , ein wenig schwankend zwischen moralischen Gewissen und politisch-gesellschaftlichen Opportunismus manchmal wichtige Kontakte vermittelt .
Nun hatte sich Heller mit ihm an einem sonnigen Tag im April in einem Cafe verabredet .
Er , der Fettleibige , kam zu Fuß aus der Richtung von Vennigs Büro , das um die Ecke lag , und brachte einen Schuhkarton gefüllt mit Zeitungsartikel mit .
Das tat er immer , wenn er auf das eigentliche Thema nicht zu sprechen kommen wollte ,
um mit Nebensächlichkeiten oder auch manchmal mit Schmeicheleien ablenken zu können .
Immer hatte er mit einer schon unangenehmen Penetranz Geld gewollt für einfachste Dienstleistungen und Gesprächsvermittlungen .
„Was bekomme ich dafür“
war sein Standardsatz gewesen .
Er wollte plötzlich nichts mehr .
Er war übergelaufen , obwohl er Hellers Geschichte kannte und selbst mit der „Braunbank“ schlechte Erfahrungen gemacht hatte .
War wohl nur ein bedauerlicher Einzelfall .
“Alles „Dumm-Tüch““ hatte seine fromme Frau gesagt und weiter :
„Du musst auch mal an die Familie denken“
Das war immer der Klassiker .
Heller kannte diese Sätze , wenn Mitwisser ihr Schweigen rechtfertigten .
„Ich habe Frau und zwei Kinder „
war ein weiterer Klassiker der schweigenden Mitwisser .
Die gute alte deutsche Tradition der Ignoranz soll man pflegen .
Nun klopfte dieser beleibte Sozialdemokrat in Erwartung opulenter Zahlungen , strahlend und jovial Heller mit dem Satz:
„Du nagst ja nicht am Hungertuch“
auf die Schulter und hatte eine kleinbürgerliche Rechtfertigungsstrategie gefunden , mit der er sein korruptes Gewissen beruhigen konnte .
Der Lebensweg nimmt eben manchmal unglückliche Wendungen .
Wäre er erst Finanzdezernent und dann später Kulturdezernent geworden , wäre die Kultur vielleicht nicht in den Ruhestand gegangen .