Er war recht übergewichtig , - rundherum .

Wie er jemals in einen Rallyewagen gepasst haben soll , konnte man sich kaum vorstellen , auch wenn er stets nur Beifahrer gewesen war .  In diesen Rallyewagen hatte er so ein wenig eine solide Ausbildung verschlafen .
Zum Glück gibt es ja Motorsportjournalisten , die , - natürlich berufsbedingt – einen guten und lukrativen Kontakt zur Autoindustrie pflegen .
Einem von diesen , der bei einer Zeitung, die gleichermaßen provinziell wie auflagenstark war , angestellt war , gelang es , da unser Beifahrer namens  Erich  Jan  Zander seinen Bauch schon am Armaturenbrett scheuerte , noch vor dessen 40. Geburtstag ein Volontariat bei diesem Lokalblatt zu besorgen .
Er trat mit den hehrem Anspruch , ein erfolgreicher investigativer Journalist zu werden , diesen Job an .
Das halten die Wenigsten durch .
Lokalredakteur bedeutet leider aber auch immer , Lokale zu besuchen .
An den verschiedenen Tresen mit verschiedenen Lokalgrößen mutierten seine Zielvorstellungen , auch angesichts der Fernsehserie „Kir Royal“, dahingehend , dass er die körperlich überdimensionierte Provinzausgabe , von „Baby Schimmerlos“ in der norddeutschen Provinz werden wollte .  
Immerhin hatte er wider Erwarten auch eine Frau gefunden , die von seinem lokalen Einfluss ganz begeistert war und angesichts eigener offensichtlicher Unzulänglichkeiten keinerlei Grund hatte , sich an seiner stetig wachsenden Fettleibigkeit zu stören .
Er legte sich den Künstlernamen „Bastian“ zu , - so hatten ihn schon die Schulkameraden gerufen - , und bekam durch seine Rubrik „Neues vom Bastian „ viele neue Freunde in der Stadt , die unbedingt ihren „Pfirsich“ verbunden mit einer unbedeutenden  Nachricht  in der Zeitung sehen wollten .
Ihm gelang es stets , unwesentliche Nachrichten so darzustellen , dass ihnen große Bedeutung zukam .
So dachten die Leser immer , die dargestellten Personen seien bedeutend .
Dafür wurde ihm so manche materielle Dankbarkeit zu Teil  , geldwerten Vorteil nennt man das wohl .
Da er auch noch als ehemaliger Beifahrer Testberichte über Autos schrieb , brauchte er eigentlich auch keinen eigenen Wagen .
Ein gut gepflegter Testwagen stand fast immer vor   der Tür .
Für den Urlaub verfügte er stets über ein neues italienisches Modell , leider nur als Auto .
Der Architekt  Heino Vennig erkannte auch diese Marketingmöglichkeit und , da er als ehemaliger Anhänger des real existierenden Sozialismus ein ausgeprägtes soziales Gewissen hatte , vermietete er seinem neuen „Freund“ eine opulente Altbauwohnung zu einem äußerst sozialen Preis .
Das ist doch aller Ehren Wert .
Sobald dem Heino Vennig ein Auftrag winkte , brachte unser „Baby Schimmerlos“ aus der westdeutschen Provinz dies in die Zeitung und so wurde aus einer kleinen Bankfiliale  im Westerwald  schnell ein Palast des Kapitals , dem sich Vennig jetzt verschrieben hatte .
Die geldwerten Vorteile waren breit gefächert , das reichte von der Dauerwelle, die seine Frau auch nicht hübscher machte , bei der dicken Lilly bis zu Kunstobjekten  von dem röhrendem Kunstplatzhirsch namens Udo Waschke .
Seine Stunde schlug erst richtig als nach einer langen Zeit des politischen Leidens unter einem SPD Oberbürgermeister , dessen politischen Erfolge und  wirtschaftliche Zuwachsraten sich auf den Karnevalsumzug und seinen eigenen Promillewert konzentrierten , ein Mann mit spätbrauner Vergangenheit , aber voller politischer Führungsqualität und Durchsetzungsfähigkeit an die städtische Macht kam , dessen politischen Überzeugung sich zwischen feudalen und diktatorischen Strukturen bewegte .
Auf so einen Mann hatten seine aus Opportunitätsgründen etwas verfärbten Verleger seit über 50 Jahren gewartet . Viele konvertieren der Karriere zu liebe ,  bleiben sich doch im Inneren treu .
Das ist doch lobenswert .
Die Lobeshymne des Opportunismus , „ nur , wer sich ändert bleibt sich treu“ von Wolf Biermann , zur Rechtfertigung seiner eigenen politischen Pirouetten geschrieben , traf hier nur sehr bedingt zu .
Dieser neue politische Führer in dieser Stadt , die auch auf eine bemerkenswerte braune Geschichte zurückblicken kann , eine Stadt , die sich immer im vorauseilendem Gehorsam geübt hat , setzte vieles durch , worauf die Bürger lange gewartet hatten , z. B. ein Schloss , das leider in Wirklichkeit ein Kaufhaus wurde und einen Hafenausbau , den eigentlich keiner brauchte .
Wenn Streicher noch lebte ,- was zum Glück nicht der Fall ist - ,
hätte er ihn sofort eingestellt .
Unser „Bastian“ nutzte die Gunst der Stunde und schrieb über den neuen OB und seine Projekte einen Jubelartikel nach dem anderen und viele Bürger glaubten wieder an den Endsieg .
Dass er für seine im demagogischen  „Hurra-Stil“ der dreißiger Jahre verfassten Artikel immer wieder vom deutschen Presserat wegen elementarer Fehler hinsichtlich auch seiner journalistischen Sorgfaltspflicht , die es ja geben soll , gerügt wurde , perlte an speckigen Haut ab .
Der OB war ganz begeistert und bot ihm den Posten eines Pressesprechers an .
Nicht alleine die Tatsache , dass seine Frau jetzt für die ohnehin nutzlose Dauerwelle würde bezahlen müssen , hielt Jan Erich Zander davon ab .
Einen Großteil seiner  geldwerten Vorteile würde er verlieren und so antwortete er :
“Verehrter Oberbürgermeister“ , - fast hätte er „ mein Führer“ gesagt - , „bei der Zeitung bin ich doch viel nützlicher für sie .
Ich muss aber , um ihre politischen Ziele besser darstellen zu können , alle ihre politischen Absichten kennen „
Nun wussten alle Freunde von Bastian über die politischen Absichten „des Führers“ Bescheid und das war für ihn in jeder Hinsicht lukrativ .
Es begab sich aber , dass unser Bastian ein Alter erreicht hatte , das mit dem Wort Rente definiert ist .
Vor diesem Zeitpunkt , der neben dem Verlust an Bedeutung noch mit anderen Nachteilen z.B. dem Verlust der geldwerten Vorteile verbunden sein kann , hatte unser Bastian Angst und so sinnierte er bei einem Essen mit dem OB , dass er gerne ein Buch über dessen  Amtszeit schreiben würde .
Da machte ihn der OB ganz schnell zum Pressesprecher der neuen Hafengesellschaft , die keiner brauchte und somit eigentlich auch keinen Pressesprecher .
Und weil man unter Untätigkeit auch leiden kann , wurde das Gehalt von unserem Bastian schnell verdoppelt .
Das ist doch nur sozial .
Nun schweigt er , - den gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen konform - ,
seit Jahren , weil er nun gar  nichts mehr zu sagen hat .
Ein Pressesprecher , der für sein Schweigen bezahlten wird .
Pressefreiheit ist ein hohes Gut  , beinhaltet eben  immer auch die Freiheit der Manipulation und Korruption .