Heller hatte viel zu spät gemerkt , dass dieses große öffentliche Kreditinstitut , die „Braunbank“ ihm an den Kragen wollte .


Dass sein Partner Vennig dahinter steckte wollte er einfach nicht glauben nach der Devise :
„Was nicht sein darf , das nicht sein kann“
In Wirklichkeit  nennt man das in dem  nach der Wende marodierenden Spätkapitalismus , der 2008 noch nicht den letzten „Höhepunkt“ erreichte , ,„Feindliche Übernahme „ .

Für solche Übernahmen bekommen die Banker immer viel Bonus und das macht sie gierig .
Gier macht skrupellos .

Und da das „Haus“ von Heller sein Büro war und somit als Betriebsvermögen Übernahmebestandteil geworden wäre  ,  überlegte sich Heller zur Liquiditätsoptimierung das Haus zu vermieten und in das Privatvermögen zu überführen .

Frau Abel hatte eine erfolgreiche Firma und bei ihren Sommerfesten traf sich die „Möchtegernschickeria“ dieser kleinkarierten Provinzstadt , obwohl sie viele Einwohner hat .
Frau Abel war begeistert als sie erfuhr , dass sie dieses etwas außergewöhnliche Haus mieten könnte .
Der Mietvertrag war schnell geschlossen .
Heller schien ein paar Sorgen los zu sein.
Dachte er und vollzog noch ein paar mieterorientierte Umbauarbeiten auf eigene Kosten ohne Kredit .
Naivität und Kreativität sind eben Zwillinge , im schlimmsten Fall siamesische .
Denn erst nach Vertragsabschluss fragte er Frau Abel .
„Bei welcher Bank sind sie eigentlich „
Das hätte er , der Dummkopf , in dieser Stadt doch vermuten können .
Es war sein Kreditinstitut , die „Braunbank“
„Bitte , Frau Abel , wechseln sie die Bank , in ihrem Interesse“
Frau Abel reagierte ironisch amüsiert . „Die „Braunbank“ ist die beste Bank , die ich kenne .
Ich bin dort“ , - sie war ja nicht mehr die jüngste - , seit über 20 Jahren und habe bestes Einvernehmen „
„ Das wird sich vermutlich ändern „ , antwortet Heller
Frau Abel lächelte überheblich :
„Sie haben Paranoia“
Den Satz kannte Heller .
Die „Braunbank“ erfuhr von dem Vertrag und Hellers Sachbearbeiterin , Frau Ina Sailer , die durch Gehirnwäsche , man nennt das auch Mitarbeiterschulung , ihre einstmals ausgeprägte Identität verloren hatte  , sonderte ausnahmsweise keine Sprechblasen ab , sondern bekam am Telefon  einen hysterischen Anfall , weil sich die Liquidität von Heller  verbesserte .
Dabei hatte sie doch immer neuzynisch gefragt :
 „Was wollen sie tun , um ihre Liquidität zu verbessern „
nachdem die „Braunbank“ durch korrupte Machenschaften seine Liquidität kontinuierlich geschwächt hatte .
Heller war irritiert .
Nun hatte er seine Liquidität verbessert und es war auch nicht recht .
Er konnte immer noch nicht so pervers denken , wie Banker handeln können .
Die Übernahme schien in Gefahr .
Voller Stolz präsentierte Frau Abel ihren Mitarbeitern das neue Domizil an einem schönen Sommerabend und sagte :
„Herr Heller , das hier ist ein Traum „
Es wird ihr Alptraum , wenn sie nicht die Bank wechseln „
„Sie haben Paranoia“ .
Heller konnte es nicht mehr hören .
„Außerdem hat mir die „Braunbank“ gerade ein Existenzgründerdarlehen für meinen Sohn genehmigt und mit diesen 600.000 € stemme ich das allemal .“
Es kam der Tag des Einzugs und Frau Abel investierte wie wild .

Sie richtete das Haus aufwendig modern und wenig geschmackvoll ein .
Was will man auch anderes von einer Innenarchitektin erwarten .
Heller fragte :“Ist denn das Darlehen schon ausgezahlt ?“
„Nein“ , aber Herr Schreiber war da und hat gesagt : „ In 14 Tagen ist es da .“
Wie sich später herausstellen sollte , war die Aufgabe des  guten Herr Schreiber auf Anordnung seines Chefs , Christian Schmaltz  , auch in vielen anderen Fällen , Kunden zu belügen oder zumindest im Unklaren zu halten .  
Jeder wird eben in einem großen Unternehmen nach seinen Fähigkeiten eingesetzt und bekommt dafür auch seinen Bonus .
Geht die Schweinerei gut , profitiert der Chef .
Geht sie daneben , hat der Mitarbeiter die Verantwortung und bekommt einen Karriereknick verpasst.
Macht er nicht mit , drohen das Abstellgleis  oder Arbeitsplatzverlust bei der nächsten Säuberungsaktion ..
Die Angst davor macht gefügig .
Es war wohl der 14.Mai als Frau Abel , völlig aufgelöst , die grauen Haare zerzaust -,  bei Heller auftauchte und sagte :
„Das mit der Paranoia nehme ich zurück .
Das Existenzgründerdarlehen liegt seit einem Jahr unbearbeitet in der Schublade und meinen Dispokredit hat mir der Christian Schmaltz auch gestrichen .
Ich bin pleite .“
Irgendwie fühlte sich Heller seltsam bestätigt .
Am Nachmittag desselben Tages klingelte das Telefon .
Es kam der Anruf eines Großkonzerns :
„Sie haben den Wettbewerb gewonnen .Sie bekommen den Auftrag „
Am nächsten Tag erzählte Heller dem „Partner“ Vennig von dem 50 Mill. Auftrag  , den er gegen die ortsansässige Prominenz in der Großstadt , die nur vielleicht mit K. anfängt , gewonnen hatte .
Da verlor dieser Heino Vennig für einen Moment die Beherrschung und bekam einen hysterischen Tobsuchtsanfall , der nicht enden wollte.
Eigentlich komisch für eine Architektenpartnerschaft .
Kommt wohl relativ selten vor , dass ein Architekt einen Tobsuchtsanfall bekommt , wenn ein großer Auftrag erteilt wird .
Vor allem :
Wie bekommt man das bereits gezahlte Schmiergeld von einem Banker zurück .
Das macht der gar nicht gerne .
Die  feindliche Übernahme war vorerst gescheitert  , zumal Herr Dr. Max , der junge Ehemann von Frau Abel (Harold and Maude nannte man sie ) , mal schnell 1 Mill.€ für
seine , - warum auch immer - , geliebte Frau organisierte .
Es kam , wie es kommen musste , nach 2 Jahren ohne Vorfinanzierungskredite , selbst bei Aufträgen , die die Fa. Abel von der Immobilienabteilung der „Braunbank“ erhielt , weigerte sich diese Bank die eigenen Aufträge , vorzufinanzieren , war die Schlagseite der Firma irreparabel .
Alle  Schickimickis duckten sich und gingen mit vorsichtiger Eleganz auf Distanz .
Sie kamen nun seltener , als wenn die Frau Abel schon von vorauseilendem Verwesungsgeruch gekennzeichnet war.
Außerdem ist nach der Insolvenz alles billiger .
Da macht Warten Sinn .
Schickimickis , d.h. die gesellschaftlich relevanten Personen , haben dafür eine opportunistische Nase und beherrschen kleinkarierte Rechtfertigungsstrategien für ihr Verhalten perfekt .
Heino Vennig , perfekt im Rollentausch , kam immerhin 3 Tage vor der Insolvenz , betrachtete das Gebäude , das Objekt seiner Begierde , in voller Vorfreude , dieses Mal  ohne ejaculatio praecox , und drückte Frau Abel sein Mitgefühl aus .
Entgegenkommender und sinniger Weise kaufte er noch 3 Designermülleimer .
Frau Abel empfand tiefe Dankbarkeit für diese empathische und  symbolische Geste .

Seine Frau , die Frau Lottemann , - Heller nannte sie immer „die schwarze Witwe in der Warteschleife“ - , kam erst zum Räumungsverkauf , um ihre Designkollektion zu günstigen Preisen zu vervollständigen .
Sie machte einen extrem entspannten Eindruck , sah fast glücklich und zufrieden aus ,
als wenn sie gerade mit Mitte Vierzig den ersten Orgasmus ihres Lebens erlebt hätte .
„Die Lust des Jägers beim Fangschuss“
Jetzt kamen auch die Schickimickis aus der Provinzszene wieder  und staubten mit aufrichtig wirkenden Mitleidsbekundungen die Restposten aus dem klassischen Designprogrammen zu Schnäppchenpreisen ab .
Fälschlicherweise wird dieses marktgerechte Verhalten „Leichenfledderei“ genannt .
Der Insolvenzverwalter machte erst einmal auf „dicke Hose“ .
„Die Fa. Abel bleibt solange drin , wie ich das will . Miete können wir nicht zahlen .“
Dr. Max , der Ehemann von Frau Abel , hatte seine Million verloren .
Frau Abel machte Heller für den Untergang ihres Lebenswerkes verantwortlich und verließ nach einigen Monaten ohne weitere Mietzahlungen mit insolvenzbedingter Gleichgültigkeit
das Haus .
Die Kabel hingen aus den Wänden , die Wände glichen einem Sieb , das Parkett war flächendeckend verkratzt etc. pp..
Die voyeurhaften Schickimickis hatten in ihrem oberflächlichen und inhaltslosen   Alltagsleben endlich mal wieder für Monate tuschelnden Gesprächsstoff .
Der Sohn von Frau Abel , der während der Pleite seiner Mutter in Aspen zum Skilaufen war („ Er braucht das „) , pochte ,wenn Heller mit Nachmietern kam , auf sein Hausrecht und wollte die Polizei holen .
Die von ihm genutzte Wohnung hatte den größten Sanierungsbedarf .
Jedes Obdachlosenasyl macht einen besseren Eindruck .
Heller , der sich von Vennig in dem naiven Irrglauben getrennt hatte , dass dieser ihm jetzt seine Ruhe lassen würde , schaffte es irgendwie , den Schaden von 300.000 € (Sanierung und Mietausfall) ohne Kredit aus Honoraren aufzubringen .
Die „Braunbank“ , d.h. die Herren Paul Hezard und Christian Schmaltz , die  jetzt keinen Bonus bekamen , und auch Heino Vennig müssen total verzweifelt gewesen sein .
Wieder hatte die Übernahme nicht geklappt .
Nur Frau Sailer , die immer im Monatsrhythmus geschult hysterische Anfälle bekommen hatte , um Heller unter Druck zu setzen , bekam das Drama nicht mehr so richtig mit .
Eine ihrer stereotyp vorgebrachten Lieblingssprechblasen war immer gewesen :
„Das Wichtigste , lieber Herr Heller , ist die Gesundheit „
Übersetzt hieß das :
„Seien sie froh , wenn wir sie am Leben lassen .“
Welche Tragik .
Am Tag der Pleite von der Firma Abel wurde bei ihr ein großer Gehirntumor diagnostiziert .
Ein Beweis dafür , dass dieser Tumor  auf die Gehirnwäsche zurückzuführen ist , kann nicht erbracht werden .
Zur „Braunbank“ kehrte sie nie zurück .
Für körperlich Behinderte ist dort traditionsgemäß kein Platz .
Wert wird dort in brauner Tradition auf charakterliche Deformationen gelegt ,
Frau Abel schimpft heute noch auf Heller und erinnert sich gerne an die „ach so“ netten Herrn Heino Vennig und seine Frau Brigitte  Lottemann  , die beim Räumungsverkauf noch einmal richtig zugeschlagen hatte .
Insgesamt also  ein total normaler Vorgang in der sozialen Marktwirtschaft .