Es war einmal ein mittelständiger Bauunternehmer , nennen wir ihn Curt Lothar Schieber , kurz CLS genannt ,der hatte den Betrieb von seinem Vater geerbt .

Er beschäftigte viele Mitarbeiter .
Eigentlich hatte er aber lieber Musiker , ein klassischer natürlich , werden wollen .
Oft sah man ihn mit seinem Cellokasten durch die beschauliche norddeutsche Kleinstadt gehen .
Er grüßte alle freundlich , war stets hilfsbereit , hatte stets ein offenes Ohr für die Sorgen anderer und war  bei allen , vor allen bei den Kommunalpolitikern ,  sehr beliebt . Ein Musterbürger , der Bescheidenheit äußerlich zelebrierte und , der auch für seine Heimatstadt manche Spende übrig hatte und sich sehr für die Kultur engagierte . Ein richtiger Gutmensch aus der norddeutschen Provinz , der jeder älteren Dame über die Straße helfen würde . Klammheimlich , - der Gedanke alleine trieb ihm die Tränen in die Augen - , träumte er davon einmal Ehrenbürger dieser kleinen Stadt mit der großen Tradition zu werden . Dann würde bestimmt auch eine Straße  oder (und) eine Schule , - nur keine IGS - , nach ihm benannt .
Er wickelte viele Bauvorhaben ab und , wenn er auf einer Baustelle den Kran seiner Firma sah , machte ihn das zu Recht sehr  stolz .
Wenn sein Vater erlebt hätte , dass er auch noch wegen seines diplomatischen Geschickes und seines moderaten Führungsstils einen hohen Ehrenamtsposten in der Bauindustrie einnahm , hätte diesen das auch wahnsinnig stolz gemacht .
Jeden Abend war Curt L. Schieber von sich selbst begeistert und pflegte genussvoll sein Biedermannimage .
Zu den vielen Aufträgen , die er im harten Wettbewerb erhielt , gehörte vor einigen Jahren , ein Wohnheim in dieser provinziellen norddeutschen Großstadt , das seine Firma schlüsselfertig erstellen sollte .
Die Planung machte der Architekt , nennen wir ihn Heino Vennig , von dem Architekturbüro Heller und Vennig , kurz H + V genannt , der unter „behutsamer“ Anleitung seiner neuen Frau von einem fanatischen Parteigänger des real existierenden Sozialismus in der DDR zum gleichermaßen fanatischen Anhänger des marodierenden Spätkapitalismus mutiert
war .
Zur Sicherheit hat er heute noch eine rote Fahne auf dem Dachboden und , wenn seine Frau es nicht merkt  oder verreist ist , holt er noch das Bild seiner einstigen Idole ,
Erich  und vor allem Margot Honecker , heraus und bittet um Absolution .
Vorsicht bei Konvertiten .
Bauleiter dieses Wohnheimes war Hans Jürgen Leer , für den , der einst korrekt für die staatliche Bauverwaltung gearbeitet haben soll , dies der Start einer ganzvollen Karriere der sauberen und offenen Hand werden sollte , denn , wer einmal von dem süßen Saft der Korruption getrunken hat , tut es immer wieder .
Korruption ist wie Doping im Sport , die Verfälschung des Leistungswettbewerbes .
Wer einmal gedopt ein Rennen gewonnen hat , muss es wieder tun , um den level zu halten .
Hans Jürgen Leer , der ehemalige „Staatsdiener“ begann damit mit Anfang dreißig .
So jung und schon korrupt .
Pech war nur , dass C .L. Schieber den schlüsselfertigen Auftrag für das Wohngebäude nur erhalten hatte , weil sein Kalkulator , ganz viele Leistungen vergessen hatte , sagen wir mal z.B. alle Bäder .
Das machte 200.000 € aus , - eine Menge Holz .
Curt L. Schieber hatte ein Problem , aber auch eine Idee , wie man das Problem loswerden könnte .
Er konnte ja auch ein kleines Schlitzohr sein , oder wie es heißt : “Manchmal muss man auch ein Schwein sein“ .
Denn  Hans Jürgen Leer war auch Bauleiter bei einem öffentlichen Großbauvorhaben , bei dem die Fa. Curt L. Schieber einen Bauabschnitt erstellen dürfte  .
Dieses  Projekt betreute wiederum der Architekt Heller von Heller und Vennig .
So wurde von Curt L. Schieber in einem ein „vernünftigen“ Gespräch mit  Heino Vennig und dem Bauleiter Leer flugs besprochen , wie man den Schaden reparieren könnte .
Man studierte die Ausschreibungen und fand doch plausible Möglichkeiten ,  Mehrleistungen bei dem anderen Großbauvorhaben abzurechnen .
Einige Leistungen wurden doppelt abgerechnet , d.h. die Zahl der Stützen verdoppelte sich auf wundersame Weise .
Andere Leistungen wurden  einfach erfunden , - aus gehackten Ziegelsteinen wurden eben einmal teure Formsteine .
Man war sich nach dem Motto : „vielleicht merkt es ja keiner“ für keine noch so peinliche Fälschung der Abrechnung zu schade .
So kamen ganz schnell 300.000 € zusammen .
Da blieben dann noch je  50.000 für Leer , der noch etwas für sein neues Reihenhäuschen  brauchte ,  und 50.000 für Vennig , der unter der ewigen Nörgelei seiner Frau „er verdiene zu wenig“ erheblich litt und ihr unbedingt auch materiell als Erfolgsmensch imponieren wollte, über  .
C.L. Schieber reichten ja die 200.000 € .
Er wollte sich ja schließlich nicht bereichern .
Er war  eben ein Ehrenmann durch und durch .
Der Bauherr des Wohnheimes feierte C. L. Schieber als ehrbaren Unternehmer , als Musterexemplar norddeutscher  Rechtschaffenheit , der trotz des großen Kalkulationsfehlers  das Bauvorhaben zu aller Zufriedenheit mit fast preußischer Korrektheit und Pflichterfüllung abgewickelt habe .
Schieber hatte seinem Ehrenmannimage auf sehr phantasievolle Weise wieder ein Mosaiksteinchen hinzugefügt .
Nach einigen Jahren prüften Revisoren das  öffentliche Großbauvorhaben und entdeckten die Fehlabrechnungen .
Da hatte Heller viel Arbeit , sein guter Ruf wurde zumindest nicht besser und Schieber forderte voller Inbrunst :
„Heller , Sie sind für ihren Mitarbeiter , der allerdings als Mehrfachtäter mittlerweile das Weite gesucht hatte und mittlerweile , - Inkompetenz und Bestechlichkeit fördern jede Karriere - , Geschäftsführer einer großen Planungsgesellschaft ist , und dessen Fehlleistungen verantwortlich , stellen Sie sich  dieser Verantwortung und bezahlen Sie die 300.000 € „ .
Das meinte er ernst .
Heller sollte also auch gleich das Schmiergeld für Vennig und Leer mitbezahlen .
Da weigerte sich Heller und Curt L. Schieber wurde ganz böse und zornig  .
Sein Biedermannimage konnte er ganz plötzlich abstreifen .
Da er dank seines Ehrenamtsposten auch als Ehrenmann ( diese Imagepflege war ihm ja äußerst wichtig) galt und viele Politiker und Ministerialbeamte sehr gut kannte und auch mit äußerster Servilität , - den gebückten Gang beherrschte er perfekt  - , umgarnt hatte   , passierte ihm naturgemäß überhaupt nichts .
Gewaschene Hände sind auch schützende Hände  .
So etwas landet dann mit den Begriffen „bedauerlicher Irrtum oder Zufall „ unter dem äußerst welligen Teppich des Rechtsstaates   .
Nur die 300.000 € musste Schieber  zurückzahlen , was ihn ,den heimlichen Pfennigfuchser , bis heute schmerzt und er Heller , der für ihn der Übeltäter war , bis an das Lebensende nicht verzeihen wird .
Korrektheit gilt eben in Deutschland als Charakterschwäche .
Heller musste das zu viel erhaltene Honorar zurückzahlen  , da der Bau ja um 300.000 € billiger geworden war .
Der Bauherr des Wohnheimes , das heute eine gehobene Absteige ist , schätzte die äußerst korrekte Art von Curt Lothar Schieber und hatte fast noch ein schlechtes Gewissen .
So erhielt Schieber noch viele Aufträge von diesem Bauherrn .
Heller erhielt von dem Bauherrn seines  Großbauvorhabens wegen der Fehlabrechnung keine Aufträge mehr .
Vennig ,der sich , auch um seine Systemkonformität unter Beweis zu stellen , mittlerweile dank seines hervorragenden Rufes unter der Zielsetzung lukrativer Anspruchslosigkeit zum Hausarchitekten von Einzelhandelsunternehmen  entwickelt hatte und die Verzierung der Innenstädte mit immer gleichen Gebäuden als wesentlichen Beitrag zur Baukultur zu verkaufen imstande ist , erhielt später weitere Aufträge dieses Bauherrn .
Er hatte ja mit der Fehlabrechnung nichts zu tun gehabt .
Leer und Vennig , die beiden Füchse , hatten  ihr Schmiergeld behalten können .
Leer freute sich über sein fertiges Reihenhäuschen und Vennigs  Frau ,
Brigitte Lottemann ,  verprasste das meiste Geld in schicken Boutiquen .
Dafür hatte Vennig , - leider nur für ein paar Wochen , da 50.000 in Boutiquen schnell verbraucht sind - ,  ein friedliches Zuhause .
Friede ist ein hohes Gut .